Kirche des Dialogs statt Fundamentalismus
Klare Worte von Pfarrer Werner Buckel zu Christi Himmelfahrt im Eichelgarten
Teisendorf – Wie es schon Tradition ist, trafen sich evangelische, aber auch zahlreiche katholische Christen zum „Kirchtag“ der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Freilassing zu Christi Himmelfahrt im Eichelgarten in Teisendorf. Eine Rekordzahl von über 120 Menschen traf sich diesmal mitten im Grünen, wo Pfarrer Werner Buckel von der Evangelisch-Lutherischen Auferstehungskirche Mitterfelden an einem Altar auf einem Findlingsblock den Gottesdienst leitete.
Der Abendmahlsgottesdienst wurde vom Posaunenchor Mitterfelden, erweitert um Bläser aus Traunstein und Bad Reichenhall, unter Leitung von Svetlana Flat umrahmt. Dieser große Posaunenchor ist eine Initiative innerhalb des evangelischen Dekanats Traunstein, um gemeinsam einen volleren Klang zu erreichen, da Trompeten in vielen Posaunenchören Mangelware sind. Immerhin vier Trompeten und etwa doppelt so viele Posaunen in verschiedenen Stimmlagen erklangen im Eichelgarten.
In der Tageslesung aus dem 24. Kapitel des Lukasevangeliums erklärt der auferstandene Jesus den Jüngern nochmal, warum alles so kommen musste, bezeichnet sie als seine Zeugen und verspricht ihnen den Beistand, den heiligen Geist. Dann segnet er die Jünger und wird zum Himmel emporgehoben. Die Jünger bleiben, wie er ihnen geboten hat, in der Stadt, bis sie mit der „Kraft aus der Höhe“ ausgerüstet sind, und preisen im Tempel unentwegt Gott.
In seiner Predigt bezeichnete Buckel den Auftrag Jesu „Ihr seid meine Zeugen“ als „politischen Auftrag“, da das griechische Wort „polis“ für „Gemeinwesen“ stehe. Wo es um das Leben der Menschen geht, habe auch Kirche etwas zu sagen, säßen wir alle in einem Boot.
Aus den Jüngern, die Gott im Tempel die Ehre gaben, aus dem Judentum sei die christliche Religion entstanden. Der Pfarrer warnte davor, Religion und Kirche zu vergöttern. „Die Verehrung Gottes kann immer nur Stückwerk sein, nicht die Wahrheit.“ Allein Gott selbst sei die Wahrheit. Außerdem sprach sich der Prediger dagegen aus, Glaube mit Wissen gleich zu setzen.
„Wir leben in einer Zeit, wo sich die Fundamentalisten die Hand geben, nicht nur im Islam“, fuhr der Pfarrer fort. Wo Fundamentalismen entstünden, sei kein Dialog mehr möglich. „Wir besitzen nicht Christus“, stellte Buckel hingegen klar. Die großen Volkskirchen seien „Dialogkirchen“. Buckel: „Sie lassen sich ein auf das Leben mit seinen Fragen und Zweifeln“.
Um das zu verdeutlichten, was nach Christi Himmelfahrt bleibt, gebrauchte der fußballbegeisterte Pfarrer angesichts zurückliegender und anstehender wichtiger Spiele Bilder aus diesem Sport. Wie im Fußball gebe es im Leben lange und kurze Pässe, Abseits oder Fouls. Für unseren Trainer, der seit Christi Himmelfahrt Jesus Christus sei, sei jeder Spieler wichtig. „Auch Petrus, der ihn drei Mal verleugnet hat, und Judas, der ihn verraten hat, waren dabei bei der ersten Kommunion.“ Buckel schloss es nicht aus, dass sich der christliche Gott auch in anderen Kulturen in anderen Formen zeigt. „Ich weiß es nicht. Ich kann es nur glauben. Gott lädt uns an Christi Himmelfahrt zu diesem Glauben ein“, schloss er.
Das Segensgebet am Ende passte zum universellen Sendungsauftrag Jesu und den Predigtgedanken; es galt allen, egal welcher Hautfarbe und Religion, „damit sie eins werden in Gott. Es sollen gesegnet sein die Unweissenden und die Weisen und die Weisheit Gottes rühmen.“
Bestens kam ein Scherzando des Posaunenchors vom zeitgenössischen Komponisten Alexander Serr (geboren 1950) als schwungvolles Nachspiel an. Danach genossen die Gottesdienstbesucher, darunter auch Bürgermeister Thomas Gasser mit seiner Frau Regina, die von fleißigen Helfern servierten Würstel, kühlen Getränke, Kaffee und Kuchen. Vm