Freilassing. Nach einem feierlichen Gottesdienst mit Abendmahl und musikalischer Gestaltung durch den Posaunenchor unter der Leitung von Svetlana Flat und die Young Gospel Singers unter der Leitung von Anja Hager wurde im Beisein von Bürgermeister Josef Flatscher mit Gattin und den Vertretern des Architekturbüros Fred Meier, Marie Rebotzke und Matthias Rein, mit einem denkwürdigen Ritual der Grundstein für das neue Gemeindehaus der evangelischen Kirche Freilassing gelegt.
„Heute ist ein guter Tag für die Gemeinde. Für die nächste Bauetappe des neues Gemeindehauses wird heute der Grundstein gelegt,“ sagte Pfarrer Ewald Seißler zu Beginn des Gottesdienstes. Es solle ein Haus für Gott und die Menschen der Region werden, eine Stätte der Begegnung und des Austausches. Alle biblischen Lesungen zielten auf ein gutes menschliches Miteinander ab. „Einer trage des Anderen Last“ im Wochenspruch, die Vergebung Josefs, die er seinen Brüdern angedeihen ließ in der Lesung aus dem 15. Kapitel des 1. Buches Mose und Jesu Aufruf an die Menschen, barmherzig zu sein, zu vergeben, nicht zu verdammen und nicht zu richten im 6. Kapitel des Evangeliums nach Lukas, in dem es auch um das Gleichnis des Balkens im eigenen Auge geht, dienen als inhaltliche Basis für das Miteinander im neuen Gemeindehaus.
In seiner Predigt sprach Pfarrer Ewald Seißler über Barmherzigkeit auch in der Einstellung allem Fremden gegenüber, über Selbstgerechtigkeit, was den eigenen Glauben betrifft und über das Bewusstsein des eigenen, mit Fehlern behafteten Menschseins. Unsere Stärken und Schwächen seien ein Geschenk Gottes, ebenso die Fähigkeit, barmherzig sein zu können, aber auch Schönheit in Musik und Architektur, wie beim neuen Gemeindehaus, zu schaffen. Dies solle nicht ein Bau aus toten Steinen sein, sondern er solle mit Leben erfüllt werden. Die Menschen seien die lebendigen Steine für die Kirche und das neue Gemeindehaus. In diesem Zusammenhang informierte er auch über zwei Bilder der Freilassinger Künstler Hermann Ober und Heidi Aschenbrenner, die im Rahmen einer Fund-raising-Aktion gegen ein Höchstgebot abgegeben werden (siehe Fotos). Sie können im Eingangsbereich der Kreuzkirche besichtigt werden.
Mit seinen Darbietungen eines Hymnus von Richard Gramm, einer Sarabande von Georg Friedrich Händel, von „Sommarpsalm“ von Waldemar Ahlen und der Psalmvertonung „Morgon och afton“ von Per Harling trug der Posaunenchor, der auch die Gemeindelieder begleitete, zur feierlichen Stimmung bei, ebenso wie die jungen Gospel-Sängerinnen, die mit „Singt Halleluja unserm Herrn“ auf deutsch und englisch oder dem mehrstimmigen „Heaven is a wonderful place“ mit Bewegung und szenischer Darstellung das Evangelium musikalisch verkündeten.
Auf der Baustelle hinter der Kreuzkirche fand anschließend im strömenden Regen unter Zelten und Schirmen die Grundsteinlegung statt. Auch diese Zeremonie wurde vom Posaunenchor mit Werken von Georg Friedrich Händel, Ralf Grössler und Ulrich Knörr sehr schön umrahmt. Bürgermeister Josef Flatscher lobte in seinem Grußwort die gute Zusammenarbeit zwischen Kirche und Stadt und wünschte diesem Bau einen unfallfreien Verlauf. Marie Rebotzke und Matthias Rein vom Architekturbüro Fred Meier dankten in ihrem Grußwort für die Beauftragung und beschrieben die Räumlichkeiten des neuen Gemeindehauses. Sie blickten auf den Wettbewerb im Jahr 2016 zurück, aus dem sie schließlich als Sieger hervorgingen. Beide Vertreter des Architekturbüros freuten sich, dass viele regional ansässige Firmen beteiligt sind. Bereits im Herbst solle eine winterfeste Gebäudehülle mit Fenstern und der Blechdach-Eindeckung stehen. Im Juni 2020 ist der Fertigstellungstermin geplant.
Pfarrer Seißler hatte eine Zeitkapsel vorbereitet, die zum Beispiel mit der Tageszeitung vom vorausgehenden Samstag gefüllt wurde. Außerdem hatte die Künstlerin Heidi Aschenbrenner die Tageslosung mit einem Bild des von ihr gestalteten Festtagskreuzes vorbereitet. Mit Diakonin Harriet Tögel haben die Kinder im Kindergottesdienst Blätter mit dem, was ihnen wichtig ist, vorbereitet - auch diese kamen in die Zeitkapsel, ebenso wie die Ansprache des Architekturbüros Meier, ein Briefumschlag mit Fotos der Baugeschichte, vier Ausgaben des Gemeindebriefes, in denen über die Kirchengeschichte nachgelesen werden kann, das Jubiläumsheft anlässlich 50 Jahre Kreuzkirche und ausländische Währungen, die von den Urlauben der Gemeindemitglieder übrig geblieben waren. Inzwischen hatte Karl Protze die Betonmischung fertig gestellt und befüllte die vorbereitete Kiste im Boden, in die er zuvor die in Plastikfolie eingewickelte Zeitkapsel gelegt hatte. Mit Hammerschlägen auf die Ecken der Kiste bekräftigten Bürgermeister Josef Flatscher, sowie Gemeindemitglieder ihre Segenswünsche.
Weiterhin hat die evangelische Jugend ein Plakat vorbereitet, das über Spendenmöglichkeiten informieret. Dieses trug die achtjährige Mia-Sophie und machte so die Anwesenden darauf aufmerksam, dass es gegen Spenden Glückwunschkarten gibt, der Hund Gassi geführt wird, dass Babysitter ihren Dienst verrichten oder Kuchen gebacken wird. Auch Zeit wird gegen eine Spende geschenkt, Zeit für eine Begleitung, zum Einkaufen oder für ein gutes Gespräch. Die Gutscheine dafür können für eine Spende im Pfarramt abgeholt werden. In eine Improvisations-Bearbeitung von „Großer Gott, wir loben dich“ stimmten nach Segensgebeten und Gedenken an die Verstorbenen, sowie dem „Vater unser“ alle Besucher dankbar mit ein.
Text und Fotos: Brigitte Janoschka
Erschienen im Freilassinger Anzeiger am 17.7.2019
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