Der Weltladen der evang. Kirchengemeinde Freilassing wird zum Jahresende leider schließen. Verschiedene Gründe haben das Weltladenteam zu diesem Schritt veranlasst:
Zunächst gab es eine Terminvorgabe des Finanzamtes und der Kirchenverwaltung in München, dass Geschäfte mit einem größerem Umsatz nicht mehr von der Kirche betrieben werden dürfen. Es wäre also notwendig gewesen, einen eigenen Verein zu gründen. Dieses Vorhaben scheiterte jedoch am Einspruch der Mitarbeiterinnen, die sich nach einer langen ehrenamtlichen Tätigkeit für den Weltladen lieber zurückziehen wollten. Beschleunigt wurde dieser Rückzug teilweise noch durch den Corona-Lockdown, der vor allem die älteren Mitarbeiterinnen stark verunsicherte, die sich nun als Risikopersonen nicht mehr in den Laden stellen wollten. So war es in den letzten Monaten bereits sehr schwierig, überhaupt die normalen Öffnungszeiten einzuhalten. Ohne Gründung eines Vereins und ohne ausreichend Personal ist es leider nicht mehr möglich, den Laden noch weiter zu betreiben.
Dabei gehörte der Weltladen in Freilassing von Anfang an zu einer Kirchengemeinde.
Der erste Weltladen in Freilassing wurde Anfang der 1990er Jahre von jungen Leuten der kath. Jugend St. Korbinian gegründet und fand seinen Platz im alten Mesnerhaus in Salzburghofen. Nach Aufgabe des Ladens brachte Frau Margitta Popp die Weltladen-Idee in die evang. Kirchengemeinde und eröffnete am 16.10.1999 zusammen mit 6 Mitarbeiterinnen einen kleinen Laden in einem alten Haus in der Goldschmiedgasse. Diese Räume stellten sich bald als lebensgefährlich heraus, Frau Popp erzählt dazu gerne diese Geschichte: „Wir hatten hinter dem Laden einen Aufenthaltsraum für unsere Mitarbeiter oder für Besucher, der mit schweren Sesseln eingerichtet war. Eines Tages sah ich, dass der Holzboden sich merkwürdig verformt hatte und ich warnte meine Mitarbeiterinnen, diesen Raum nicht mehr zu betreten. Gerade noch rechtzeitig, denn am nächsten Tag war bereits ein Teil des Bodens in den Keller durchgebrochen.“ So wurde es notwendig, schnell eine neue Unterkunft zu finden, und am 3. September 2001 konnte der Weltladen in der Lindenstrasse 10 feierlich eingeweiht werden. Nach der überraschenden Kündigung Anfang 2015 zog das Ladenteam nun ein letztes Mal in die Gewerbegasse 2 um, und Brigitte Mühlbauer übernahm von Margitta Popp die Leitung des Ladens. Hier endet nun auch die Geschichte eines Weltladens in Freilassing.
Ich möchte mich auf diesem Weg sehr herzlich bei allen ehemaligen und noch aktiven Mitarbeiterinnen bedanken, ebenso bei den manchmal mit eingespannten Ehemännern. Es ist eine großartige Leistung, sich über viele Jahre ehrenamtlich zu engagieren und ich hoffe, es gibt „nach Corona“ noch die Möglichkeit, miteinander diesen Abschied zu feiern.
Ich persönlich würde gerne den „Fair-Trade“-Gedanken in der Kirchengemeinde weiterhin hoch halten und beschäftige mich deshalb damit, einen „Aktionkreis 3. Welt“ oder ähnliches zu gründen. Ich habe während der Zeit im Weltladen viel über den fairen Handel gelernt und viele Kontakte geknüpft, es wäre schade, wenn das Alles wieder in Vergessenheit geraten würde. Sobald die Corona-Bestimmungen nächstes Jahr wieder Treffen mit mehreren Personen erlauben, werde ich hier im Gemeindebrief darüber informieren.
Brigitte Mühlbauer
Weltladen-Mitarbeiter 2018 
Das Loch im Boden im Laden Goldschmiedgasse 
Weltladen in der Gewerbegasse 
Der Weltladen in der Lindenstrasse mit dem Team 2008 
Der Weltladen in der Lindenstrasse 
10-Jahresfeier des Ladens in der Lindenstraße mit Bürgermeister Josef Flatscher, Pfarrerin Dorothee Stadler und Laden-Leiterin Margitta Popp
