Ainring. – Der katholische Pfarrer Wernher Bien und sein evangelischer Kollege Werner Buckel segneten in einer Feierstunde einen Gedenkstein mit christlichen Psalmen in der Nähe vom Steinmetzbetrieb Keil. Ideengeber für diesen neugestalteten Platz „Franziskus Rast“, der zu Ruhe und Besinnung einladen soll, ist David Ho Zehnter. Zur Erinnerung an 500 Jahre Reformation wurde zudem eine „Luther-Linde“ gepflanzt und ebenfalls gesegnet.
Bürgermeister Hans Eschlberger betonte, der Gedenkstein aus Untersberger Marmor sei von Isolde und Eckart Kellner aus dem Wohnstift Mozart gespendet worden. Aus gesundheitlichen Gründen konnten sie nicht persönlich vor Ort sein, dafür begrüßte das Gemeindeoberhaupt stellvertretend alle aus der Seniorenresidenz, die für die Gemeinde immer ein großer Segen seien.
„Wir befinden uns an einer Stelle unserer Gemeinde, die über viele Generationen sehr stiefmütterlich behandelt worden ist, hier vorne war eine Mülldeponie, also ein ganz unschöner Platz.“ Der Platz mit dem Gedenkstein sei ein gewachsener Boden, wo der Ainringer Franziskusweg entstehen soll. Eschlberger begrüßte den Ainringer Kulturpreisträger Hans Höglauer, der sich gerade um den Ainriger Kreuzweg sehr engagiert habe. Mit Katharina Schmitt konnte er eine Vertreterin der P-Seminaristen vom Karlsgymnasium Bad Reichenhall begrüßen. Das Seminar gestaltet das Besucherlenkungskonzept im Moos mit dem Franziskusweg kreativ mit. Ferner hieß er noch weitere in der der Öffentlichkeit stehende Personen willkommen.
Der Stein solle den Blick schärfen für die Schönheit der Heimat und erinnern: „Natur ist sichtbar gewordener Schöpfergeist, Kultur ist sicht- und hörbar gewordener Menschengeist. Dieser neu gestaltete Platz macht diesen Gedanken sichtbar und erlebbar!“ Auch der Hl. Franziskus habe in seinem berühmten Sonnengesang Schöpfergeist und Menschgeist auf beeindruckende Weise miteinander verknüpft.
„Achtung vor der Schöpfung, Maßhalten, bewusster Umgang mit den Naturgütern, ganzheitliche Bildung, Friede und Gerechtigkeit waren seine Beweggründe, also zeitlos gültige Werte“, sagte der Rathauschef. Diese Grundgedanken seien auch Eckart und Isolde Kellner sehr wichtig, und im Namen der Gemeinde bedankte sich Hans Eschlberger für die großzügige Spende.
Vor 500 Jahren und einigen Tagen hatte der streitbare Augustinermönch Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg angeschlagen, daran wolle man sich erinnern. „Luther brachte den Stein ins Rollen. Der die Welt für immer verändern sollte. Ob Politik und Recht, ob Sprache und Soziales, ob Kunst und Kultur. Es gibt kaum einen Lebensbereich, der von der von Martin Luther ausgelösten Reformation unberührt blieb, und das weit über Deutschland und Europa hinaus“, erläuterte der Bürgermeister. Gott sei Dank könne man heute von gelebter Ökumene sprechen und sei selbstverständlich. Das Reformationsjubiläum biete auch, als überwiegend katholische Gemeinde, die Chance, die christlichen Wurzeln im gesellschaftlichen Leben zu stärken. „Diesen Gedanken wollen wir heute bekräftigen und mit der Pflanzung einer Luther-Linde sichtbar machen.
David Ho Zehnter war der nächste Sprecher. Er habe eine alte Idee der Steinkreise übernommen. Dazu gebe es mehrere Möglichkeiten sie zu deuten: In der Mitte der Schöpferstein und außen herum 12 Steine der Tierkreiszeichen oder im Sinne von Christus, sei dieser die Mitte und die 12 Apostel außen herum. „Wir haben es so gemacht, dass man sich drauf setzen kann und natürlich, mein Lehrmeister seit Kindesbeinen an war Franziskus, Francesco von Asissi, ein Bruder der Armen, ein Freund des einfachen Lebens und ein Bruder der Geschöpfe.“
Anschließend sang der im Original-Text auf Italienisch den „Sonnengesang“ des Heiligen und las danach diesen in deutsche Sprache aus dem Gotteslob vor.
Die ökumenische Zeremonie leitete der evangelische Pfarrer Werner Buckel ein. Anstatt einer Psalmenlesung sang sein katholischer Mitbruder Pfarrer Wernher Bien zusammen mit Brigitte Janoschka aus Felix Mendelssohn Bartholdys Elias-Oratorium „Der Engel“ das Lied „Hebe deine Augen auf zu den Bergen, von welchen dir Hilfe kommt.“
Pfarrer Buckel sagte, diese Linde sei auch ein Zeichen von Lebendigkeit und Leben und zitierte Martin Luther: „Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unter ginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“
Für Lebendigkeit sei auch Jesus Christus und es sei entscheidend bei allem notwendigen Planen, Handeln und Tun in Kirche, Gesellschaft und auch in der Kommunalpolitik immer wieder zu bedenken, woher komme und wohin gehe ich, es schaffe ein Stück Bescheidenheit und Freiheit.
„Freuen wir uns über diesen Stein, pflanzen wir diesen Baum, der uns an Jesus Christus erinnert“, betonte der evangelische Seelsorger der mit einem Satz des schwäbischen Geistlichen Friedrich Öttinger: Gott gebe uns die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut Dinge zu ändern, die ich ändern kann, die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“
Anschließend sprachen beide Priester gemeinsam unter anderem: „Segne diesen Gedenkstein, segne diese Luther-Linde, damit alle die hier vorbeigehen, die hier sind im Glauben, von dir Hilfe und Schutz erfahren.“
Pfarrer Bien besprengte den Stein und die Linde mit Weihwasser. Zusammen im ökumenischen Einklang beteten alle Anwesenden zusammen das Vaterunser. Nach den Segen an die Gläubigen wurde zum Abschluss der Segnungszeremonie das Lied „Lobe den Herren“ gesungen. Eschlberger überreicht e an die Seelsorger, , Steinmetz Rudi Keil, Ideengeber David Ho Zehnter und der P-Seminaristin Schmitt, jeweils aus der neuen Kugelmühle in Ainring, eine Marmorkugel. Am Schluss wurde die Pflanzstelle weiter mit Erde durch die Prominenz gefüllt.
Andreas Pils