Musikalische Zeitreise mit dem Posaunenchor
Mitterfelden. Der Posaunenchor an der Auferstehungskirche in Mitterfelden unter der Leitung von Kantorin Svetlana Flat lud zu einer Matinée mit einer Zeitreise durch vier verschiedene Stilepochen ein. Die Musikerinnen und Musiker auf der Empore der Kirche begrüßten die Zuhörer mit „Welcome“ von Reinhold Schelter (* 1965) jazzig und schwungvoll.
Pfarrer Werner Buckel informierte in seiner interessanten Moderation über die verschiedenen Epochen. „Barock war die Zeit, in der man sich in der Kunst nach Gott ausgestreckt hat,“ erklärte er und hob Johann Sebastian Bach (1685-1750) als Hauptvertreter dieser Stilrichtung hervor. Von ihm erklangen eine Sonatina sowie die „Sinfonia alla Bach“, die seinem Kompositionsstil nachempfunden war. Auch die „Allemande“ von Robert Johnson (1583-1633) und das „Rigaudon“ von André Campra (1660-1744) im reizvollen Wechsel zwischen Posaunenchor und Orgel charakterisierten den barocken Stil. War in dieser Zeit der 30-jährige Krieg einer der Auslöser für die Botschaften in Kunst und Musik, so sei es in der Klassik die „gesellschaftliche und politische Strömung der Aufklärung mit ihren Idealen“ gewesen, die auch in der Musik zu einer neuen Definition führten, so Buckel. Dies brachte der Posaunenchor mit einer Reminiszenz an Wolfgang Amadeus Mozart zum Ausdruck. Thematisch passend erklang eine „Mozart-Erinnerung“ von Landeskirchenmusikdirektor für Bayern, Ulrich Knörr (* 1960), sowie als Brücke zwischen Barock und Klassik eine Bourrée von Adolf Hasse (1699-1783) und eine Sarabande von Giuseppe Tartini (1692-1770), deren barocke Formensprache mit einer bereits klassisch verspielten Harmonie einherging. John Stanleys (1712-1786) „Voluntary“ zeigte durch den Wechsel zwischen Orgel und Posaunenchor strahlende Brillanz.
In der Romantik werden die in der Musik beschriebenen Bilder und Landschaften zu einem Abbild der menschlichen Gefühlswelt. Diese inhaltliche Gestaltung wird im 19. Jahrhundert aber auch gerne mit einer barocken Form verbunden, so zum Beispiel im Praeludium von Charles Johnson May (1871-1945). Fröhlich ertönte das Allegretto von Felix Mendelssohn Bartholdy, während sein Notturno vom Posaunenchor stilgerecht im getragenen Tempo musiziert wurde. Eine Ballade von Edvard Grieg (1843-1907) rundete das Bild der Romantik ab.
Mit „The Strenuous Life“ und seinem jazzigem Rhythmus mit afro-amerikanischen Elementen von Scott Joplin (1867-1917) entführte der Posaunenchor die Zuhörer in die Zeit der Moderne, aus der auch das Preludio von Traugott Fünfgeld (* 1971), „Best Memories“ von Dieter Wendel (* 1965) und als krönender Abschluss „When I’m sixty-four“ (1967) von den Beatles erklangen. Auch diese Musik sei ein Spiegelbild der Gesellschaft in ihrer Diffusität, so Buckel. Vielleicht kann im Preludio die Gleichzeitigkeit des synkopischen Off-Beat-Rhythmus der Melodie und der Begleitung, die auf den Schlag kam, programmatisch in diese Richtung gedeutet werden. Die Musikerinnen und Musiker jedenfalls konnten sich gut in die verschiedenen Stilrichtungen einfühlen und arbeiteten die charakteristischen Merkmale jedes Stückes deutlich heraus, wofür sie viel Beifall erhielten.
Bevor es zum gemütlichen Teil mit Kaffee und Kuchen überging, bedankte sich Pfarrer Werner Buckel bei der musikalischen Leiterin, Svetlana Flat sowie bei der Managerin und Organisatorin Nora Kolvenbach mit wunderschönen Orchideen.
Brigitte Janoschka