„Kommt, alles ist bereit!“ Unter diesem Motto stand der diesjährige Weltgebetstag, den Frauen aus Slowenien vorbereitet hatten.
Der junge Staat Slowenien, einer der Nachfolgestaaten Jugoslawiens und als einziger bereits seit 2004 Mitglied der EU, präsentiert sich zu Recht als Land der Vielfalt, aber auch voller Widersprüche. Von den mächtigen Gebirgszügen der Julischen Alpen über die sanften Weinberge der Pannonischen Ebene bis hin zu venezianischen Küstenstädtchen hat der kleine EU-Staat viel zu bieten.
Mit Weintrauben und Brot und dem Gruß „Dober vecer!“, was „Guten Abend“ bedeutet, wurden die annähernd 50 Gottesdienst-Teilnehmer, von denen die Frauen deutlich in der Mehrzahl waren, vom Vorbereitungsteam im liebevoll in den slowenischen Landesfarben weiß-blau-rot dekorierten katholischen Pfarrheim St. Rupert empfangen, um gemeinschaftlich einen ökumenischen Gottesdienst zu feiern. Rote Nelken, die Nationalblumen Sloweniens, das Landeswappen, Bibel, Kreuz, Kerzen, Rosmarin- und Lavendel-Strauch sowie ein Glas Honig und Salz schmückten den Altar. Selbst einige Mitarbeiterinnen waren in den Nationalfarben Sloweniens gekleidet.
Nach einem landestypischen Imbiss, bestehend aus Govnac (Kohl-Kartoffel-Eintopf), Jota (Bohnen-Sauerkraut-Eintopf), Bulgursalat, dem Nationalkuchen Potica (Nussstrudel) und Blejska Kremna Rezina (süße Blätterteigschnitten) sowie einer inforeichen Power-Point-Präsentation begann der Gottesdienst.
In Liedern und Gebeten wurde Gottes Wirken in den Menschen angesprochen, der Dank für die Natur, für gute Beziehungen und die Fähigkeit zu wahrer Gastfreundschaft mit Anteilnahme, Mitgefühl und Offenheit.
5 Frauen aus dem Mitarbeiterteam sprachen nun für 5 Frauen unterschiedlichster Herkunft aus Slowenien und gaben ihren Sorgen und Nöten die deutsche Stimme: Da war die Witwe, die in der sozialistisch-kommunistischen Staatsform als religiöser Mensch ausgegrenzt und bereits bei ihrer Ausbildung behindert wurde. Dann die junge Frau, die von ihren Schwierigkeiten berichtete, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Die 80-jährige Marija beschrieb das Leiden unter der Arbeitslosigkeit in ihrer Familie und dass sie auf dem eigenen kleinen Bauernhof ihren Bedarf produzieren und nun von der bescheidenen Rente leben müsse. Alkoholmissbrauch und familiäre Gewalt gehörten zu den Erlebnissen einer weiteren Frau. Die letzte Slowenin schilderte die sozialen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten einer Roma, einer ethnischen Minderheit in Slowenien, die ohne Wasser und Strom in ihren Häusern auskommen müssen und deren Kinder nicht regelmäßig zur Schule gehen können und auch sonst ausgeschlossen werden.
All diese Erlebnisberichte wurden begleitet vom Dank für Gottes Hilfe für Frauen, die ihre Kinder liebevoll aufziehen sowie für Großeltern, die den christlichen Glauben erhalten, aber auch für die Fürbitte von Familien, die unter Alkoholmissbrauch leiden und von der Bitte um die Fähigkeit, ethnische Minderheiten, Menschen mit Beeinträchtigungen und Asylsuchende anzunehmen und wertschätzen zu können.
Im Mittelpunkt des Gottesdienstes stand diesmal – wie weltweit – das Gleichnis vom Festmahl aus dem Lukas-Evangelium 14, 13-24. In der Geschichte geht es um den Gastgeber, der, als alles bereit ist, von seinen geladenen Gästen nur Absagen erhält und dafür Menschen von der Straße holt. „Es ist noch Platz!“ - besonders für all jene Menschen, die sonst ausgegrenzt werden wie Arme, Geflüchtete, Kranke und Obdachlose.
Glaube, Gebet und Handeln für eine gerechte Welt gehören untrennbar zusammen und so kann als sichtbares Zeichen gelebter Solidarität eine Kollekte in Höhe von € 364,45 in diesem Jahr an Partnerorganisationen überwiesen werden, die sich weltweit dafür einsetzen, dass Frauen mit am Tisch sitzen.
Mit dem gesungenen Weltgebetstagslied „Der Tag ist um, die Nacht kehrt wieder“ und einem von den beiden Pfarrern Banko und Seißler gemeinsam gespendeten Segen klang der feierliche Gottesdienst aus. Im März 2020 kommt die Gottesdienstordnung dann aus Simbabwe.
Zum Titelbild:
Rezka Arnus ist die Künstlerin, die das Titelbild für den Weltgebetstag 2019 symbolträchtig gestaltet hat. Sie hat nur noch 5 % Sehfähigkeit und ist doch eine preisgekrönte bildende Künstlerin.
Bericht: Marianne Müller
Fotos: Willi Götzlich